Ein Beatles-Konzert ohne eine einzige Gitarre? Mit lang anhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum am 17.11.22 in der voll besetzten Aula der Gesamtschule Gartenstadt für die gelungene Hommage an die wohl berühmteste Band der Welt zu deren 60. Geburtstag. 17 Beatles-Songs, arrangiert für Orchester, Chor, Big Band, Jazzquintett und zwei Sängerinnen aus Klassik und Jazz, das war das Konzept von Ernst-Walter Hemmerich, Spiritus Rector dieses Projektes, ein gemeinschaftliches Projekt mit den A-Ensembles der Gesamtschule Gartenstadt und dem anderen chor herdecke.
Die Intro „A Hard Day’s Night“ mit der Brass Connection bot den gelungenen rockigen Auftakt, um dann aber bald in sanftere Gefilde zu wechseln. So lief den Zuhörern mit der warmen Stimme von Maren Klemp bei „Because“ die Gänsehaut über den Rücken.
Das bestens aufgestellte Orchester der Gesamtschule Gartenstadt unter der Leitung von Ernst-Walter Hemmerich überzeugte in seiner Präzision, mit unterschiedlichen Klangfarben und teilweise Beatles-fernen Harmonien, aber immer stimmig gesetzt und oft überraschend. Besonders bei „A Day In The Life“, bei dem auch die neu renovierte Pfeifenorgel mit Sonja Schulte-Derne eingesetzt wurde, produzierte das Orchester erstaunliche Clusterklänge, die auf den Punkt von sanfteren Harmonien mit Maren Klemp’s Mezzosopran abgelöst wurden.
der andere chor herdecke überzeugte sowohl gemeinsam mit dem Orchester mit kraftvollem Gesang bei „Eleanor Rigby“, aber auch a capella mit sensiblen Chorsätzen zu „Julia“ und „The Fool On The Hill“ von Dieter Kannengießer, der auch die Leitung bei den a capella-Stücken hatte. Dieser Chor, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feierte, konzertierte schon oft gemeinsam mit den Gartenstadt-Ensembles.
Das Jazzquintett Erda Saluto brillierte mit zwei Swing-Nummern. „Being For The Benefit Of Mr. Kite“, die Zirkusnummer der Beatles, enthielt einen Walzer (für das Pferd) in Slapstickmarnier, den Saxophonist Sami Othmani glänzend aufs Parkett legte, begleitet vom stoischen Tuba-Bass eines Thomas Disl – und Daniela Rothenburg in ihrem jazzigen Element.
Echten Rock’n’Roll, die ursprüngliche Seite der Beatles, bot die Brass Connection kraftvoll mit intensiven Bässen und filigranen Trompeten- und Saxophonsoli, aber auch mit einem wunderschönen Arrangement des Klassikers „All You Need Is Love“.
Ein weiterer Höhepunkt stellte Imagine-in-action dar, ein Stück von Ernst-Walter Hemmerich nach John Lennon’s berühmtem „Imagine“ für Gesang und Orchester, das Lennon’s Gedanken in musikalische Tat umsetzt. Nach einer Intro, in der Hemmerich mit dem Hauptmotiv des Liedes spielt und es immer neu variiert, türmen sich unterschiedliche Nationalhymnen der Welt nach und nach und gleichzeitig auf, lösen sich auf, zerfallen im Nichts um dann in ein ergreifendes Arrangement des Liedes zu münden, ein Arrangement mit zarten jazz-orientierten Klängen, aber auch mit enormer Dramatik, dazu eine improvisierende Daniela Rothenburg, die dabei viele Klangfarben ihrer variantenreichen Stimme auslotete. Die Zuhörer belohnten sie mit langem Beifall.
Mit Daniela Rothenburgs Moderation, die manchmal mehr Fragen aufwarf als Antworten gab, so wie es auch in manchen Beatles-Songs der Fall ist, wurden die Stücke verständlich und transparent, jeder Song ein Kleinod.